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Poetry Slam der Jahreskonferenz

13. November 2023

Theresa Steigleder – Die fetten Jahre sind vorbei

Es ist kurz vor 12,
die fetten Jahre sind zu Ende,
oder anders gesagt: Wir leben die Zeit der
sogenannten „Energiewende“,
„Eine neue Ära, ein neues Zeitalter“,
das sind nur ein paar der versprochenen Worte,
doch wo sind sie, all diese Menschen, all diese Orte,
die in ihrer Heimat neue Lösungen schaffen,
und dabei bald auf riesige Solarparks gaffen
und merken werden, dass grüne Energie so hässlich ist,
dass man fast das Positive dran vergisst.

Es sind meistens die ländlichen Räume,
die, die immer leerer werden,
weil nach Berlin zu ziehen einfacher ist
für die Erreichung der persönlichen Träume.
Und während dort der Müll sich häuft
und schon der dritte Fernseher in mancher Wohnung läuft,
sind es vor allem die Dörfer, die den Wandel leben müssen,
die miteinander reden müssen
und ans Geld denken müssen
und dies machen müssen
und das machen müssen
und die teilen müssen, weil sie verweilen müssen,
auf dieser Erde, die uns eigentlich allen gehört.

Die fetten Jahre sind vorbei,
unsere Erde totgenutzt, Ressourcen verbraucht schon im Mai,
Deswegen müssen wir vom MÜSSEN reden,
können uns im WOLLEN nicht mehr allzu sehr bewegen.
Doch verstehen gerade: Es sind nicht die Veränderungen in den Landschaften,
die wir erschaffen,
sondern eher die im Zusammen_Leben.

Es ist kurz vor 12 und die Zeit läuft so schnell wie immer weiter,
doch während wir hier reden, wird die Kluft immer breiter,
zwischen denen, die sagen „Sie sind arm, weil sie nicht investieren“
und denen, die aufgrund ihrer großen Mängel kaum existieren.

Dass Klimaschutz als Hebel funktioniert,
das haben wir heute oft gehört, das wurde schon viel ausprobiert.
Wir hören auch von Samen, die gut sprießen
und Gewinnen, die bald fließen,
von der Kohle, die nun nicht mehr aus der Erde,
sondern auf die Konten kommt
von einer Energieversorgung, die vielleicht in 10 Jahren mal Urlaub macht und sich
einfach sonnt.

Doch bis dahin ist der Weg noch lang,
und es ist auch nie nur EIN Anfang,
es sind viele Lösungen, die gesucht werden
mit vielen Gewohnheiten, die durch neue Trends sterben.
Und da können wir noch so viele Worte sagen
Es braucht immer Menschen, die es dann auch wagen,
die was ausprobieren,
die vom gemeinsamen Wissen profitieren
und die weiter lernen
sich vom ICH zu entfernen,
und nicht nur vom WIR zu reden,
sondern tatsächlich ein Netzwerk zu weben,
und darin Vertrauen zu schaffen.

Unsere Lebensräume
brauchen nicht noch mehr Zäune,
Wir müssen unser Denken
in noch mehr Richtungen lenken,
Raus aus den Parallelgesellschaften, raus aus den Blasen,
weg mit den leer-gesprochenen Phrasen,

Denn „Es ist kurz vor 12“ was heißt das schon?
Vielleicht ist es auch schon 10 nach 1 oder
wie spät ist es eigentlich gerade?
Wir haben in jedem Moment nur das Weitermachen als Option.

Auch wenn die fetten Jahre vorbei sind,
kennen wir wahrscheinlich alle dieses eine Kind,
das seine Zukunft noch mit bunten Farben malt
und noch nicht weiß, mit welchem Preis es dafür zahlt.

Stellt euch vor, diesem Kind müssen wir erklären,
dass wir immer noch nach so viel MEHR begehren
und dass Klimaschutz scheinbar nur funktioniert,
wenn der Kontostand stimmt
und dass immer nur der alte weiße Mann mit der Kohle gewinnt.
(sorry, ist ein komplexes Thema, lässt sich drüber diskutieren, aber da müssen jetzt
alle mal kurz durch, die sich angesprochen fühlen)

Bis dieses Kind erwachsen ist,
hat es sicher mehr vermisst als wir es mussten,
doch es weiß hoffentlich auch mehr als wir mal wussten,
Es wird noch erleben, wie die vielen Wälder gerade sterben,
es wird Kriege sehen und ihr Blut und ihre Scherben,
wird vielleicht frieren, schwitzen und an Mangel leiden
und sich mit immer neuen Werten kleiden,

Aber ich hoffe, es wird auch Gutes sehen,
Frieden, Freiheit, Leben rufen
und alles, was es denkt, versuchen.

Denn die fetten Jahre, ja, die sind vielleicht vorbei,
und der Zeiger auf der Uhr zeigt täglich gleiches Einerlei,
doch egal, wie viel wir noch anfangen, weitermachen oder beenden
die Zukunft liegt in unser aller Händen.