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Auftakt zur „Transformationsreise Wirtschaft 2022“ in Rostock

4. Juli 2022

Die Idee und das Konzept zur Transformationsreise haben Veronika Busch von der Unternehmensberatung „fint“, Thomas Radke vom Regionalen Zukunftszentrum MV und Jürgen Kehnscherper vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) gemeinsam entwickelt. „Viele Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern sind längst bereit für eine Transformation zu mehr Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung“, so Thomas Radke. Doch während des Tagesgeschäftes kommt die konkrete Umsetzung leider nicht immer wie gewünscht voran. Außerdem fehlt es mitunter an konkreten Ideen. Auf der anderen Seite besitzen zivilgesellschaftliche Akteure und NGOs eine hohe Kompetenz rund um nachhaltige Entwicklung und Gemeinwohlorientierung. Aber nicht immer haben sie auch ausreichend Kontakt in die Welt der Unternehmen. Die Transformationsreise bringt daher nun diese beiden Akteursgruppen in einem neuartigen Format zusammen. Im Dialog werden sie voneinander lernen, Perspektivwechsel erleben und in einem moderierten Prozess individuelle und praxistaugliche Lösungen für sich erarbeiten und umsetzen.

Thorsten Ries, der Hauptgeschäftsführer der IHK zu Rostock, hat die Schirmherrschaft für die Transformationsreise übernommen. Denn sowohl Thorsten Ries, als auch Sven Olsen als Leiter des Geschäftsbereiches Innovation haben Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung schon längst ganz oben auf ihre Agenda gesetzt. Diese Werte, davon sind beide überzeugt, werden gerade von jüngeren Menschen zukünftig noch viel stärker nachgefragt sein, als dies heute bereits der Fall ist. Sie werden das Bundesland attraktiver machen im Wettbewerb um den Zuzug von Fachkräften und Unternehmen. „Erfolgreich zu wirtschaften bedeutet heute, nachhaltig zu wirtschaften“, so die Vertreter der IHK. Ein gesundes Wirtschaftswachstum zeige sich nicht unbedingt an wachsenden Umsätzen, sondern auch an einer wachsenden Nachhaltigkeit.

Auch aus der Schweriner Landesregierung gibt es dazu ein klares Bekenntnis. Der aktuelle Koalitionsvertrag hält fest: „Die Koalitionspartner sind sich einig, dass Nachhaltigkeit das Prinzip des künftigen Regierungshandelns sein muss.“ – Dieser Satz hat es in sich. Wenn dies umgesetzt werden soll, dann müssen Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung künftig zum Beispiel auch bei der Vergabe öffentlicher Aufträge in angemessener Weise berücksichtigt werden. Die Landespolitik hat der Wirtschaft und Zivilgesellschaft damit eine Steilvorlage gegeben. Die Transformationsreise wird daran mitarbeiten, ebenso sachgemäße, wie praxistaugliche Antworten zu entwickeln auf die Frage, was Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung für Mecklenburg-Vorpommern ganz konkret bedeuten.

Die Transformationsreisenden sind sich einig: „Eine Nachhaltigkeitsdebatte, die nur leere Worthülsen bewegt, können wir uns nicht mehr leisten.“ Dafür sind die ökologischen und gesellschaftlichen Probleme viel zu drängend. Auch kann ohnehin nicht alles politisch geregelt und vorherbestimmt werden. „Wir können nicht auf entsprechende Regelungen und Systeme warten. Es ist wichtig, jetzt zu handeln und selber individuell passende Lösungen zu entwickeln.“

Die Ergebnisse der Transformationsreise werden über einen „Runden Tisch“ der Landespolitik zur Verfügung gestellt, diese hat bereits ausdrückliches Interesse signalisiert. Der Wunsch und die Idee dahinter ist, die unterschiedlichen Vorstellungen nach bestem Vermögen abzugleichen. Der bessere Weg ist der, dass Akteure aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft sich schon vorab in einem moderierten Prozess miteinander verständigen und auch praktische Ergebnisse vorweisen können. „Die Transformationsreise soll gemeinwohlorientiertes Wirtschaften sichtbar, greifbar und messbar machen! Auch und gerade für die Landespolitik“, so Veronika Busch von „fint“.

„Die Transformationsreise kann nur ein erster Schritt sein“, so Jürgen Kehnscherper vom KDA. In der alltäglichen Praxis von Politik, Verwaltungen, Wirtschaft und Verbänden muss die Logik der Nachhaltigkeit erst noch geduldig kommuniziert und eingeübt werden. Denn dort wird viel zu oft nicht wirklich nachhaltig, sondern immer noch entlang von Zuständigkeiten, Interessen, Rechtskreisen und Ressorts gedacht. Es gehört jedoch Mut dazu, vertraute Pfade und Denkgewohnheiten zu verlassen und neuen Erzählungen zu folgen: Dass Nachhaltigkeit kein Steckenpferd für Naturfreunde ist. Dass Nachhaltigkeit die Wirtschaft keineswegs ruiniert, sondern zukunftsfähig macht. Dass Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung kein teurer Luxus, sondern notwendige Investitionen in die Zukunft sind.

Derzeit herrscht wieder Krieg in Europa. Das Undenkbare ist eingetreten. Das wird uns verändern. Wir werden uns verändern müssen: Unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft. Zu den Herausforderungen, die wir in Mecklenburg-Vorpommern ohnehin schon zu bewältigen hatten – Klimawandel, demografischer Wandel, wachsende soziale Spaltungen, Fachkräftemangel, Entwicklungsbedarf bei der regionalen Wertschöpfung – zu all diesen Herausforderungen ist nun eine neue, drängende Aufgabe hinzugekommen: Wir müssen unsere Wirtschaft und Gesellschaft wetterfest machen, damit sie in den Stürmen und Veränderungen der Zeit bestehen können. Das ist die große Herausforderung, die allen Bemühungen um Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung noch einmal eine besondere Dringlichkeit verleiht.

Hier gibt es die Möglichkeit sich einen Film zur Transformationsreise anzuschauen: Weiterleitung